Alex Bultmann
Michael Theyßens Fotografien bestechen durch ihren ganz und gar unkonventionellen, ja reportagehaften Charakter. So schafft er es, einer allzu oft starren Hochzeits-Ikonografie etwas Leichtes, Fröhliches und vor allem Authentisches zu verleihen. Dazu trägt auch bei, dass er darauf verzichtet, die Brautleute in Posen und Umgebungen hinein zu zwingen, die ihnen nicht entsprechen: Kein Schloss, kein Rittergut oder barocker Rosengarten dient hier als pompös-aufgesetzter Hintergund, sondern jene Straßen und Plätze, wo das Paar tatsächlich lebt. Da bekommt eine U-Bahn-Station ebenso ihre Bedeutung als urbane Kulisse wie das hübsche kleine Café oder eine der zahlreichen Fleet-Brücken in der direkten Nachbarschaft. Gerade im Freien arbeitet der Fotograf technisch meisterhaft mit Tiefenschärfe-Varationen und Gegenlicht-Akzenten. Gleichermaßen gekonnt setzt er die Gäste in Szene - indem er sie eben nicht in Szene setzt. Stattdessen: teilnehmende Beobachtung und auf den richtigen Auslöse-Moment warten. Somit schafft Theyßen ein Bilderwerk, das auch noch in Jahrzehnten von dem Glück zweier Menschen erzählen wird, die sich gefunden haben.